Jacqueline Veuve

Cinéaste et ethnologue (1930-2013)

Un petit coin de paradis... (Jacqueline Veuve)

Un petit coin de paradis...

Schweiz 2008. HDCam, 16:9, Farbe, 85 min.
 

Image: Un petit coin de paradis... 

affiche


Erzählt wird die Geschichte vom zweiten Leben von Ossona, einem kleinen Dorf im Val d'Hérens (Kt. Wallis), das in den 60er Jahren von seinen Bewohnern verlassen wurde und nun Pilotprojekt eines Agro-Tourismus-Projekts wird.
Wir haben die Rehabilitierung des Ortes, der sich heute in einer ausgewiesenen Zone nachhaltiger Entwicklung befindet, und die Akteure von 2005 bis 2008 begleitet.
Die Einen sind zwischen 14 und 16 Jahren alt, kommen aus Haïti, aus Marokko oder aus Sitten und wohnen in einem Heim für problembelastete Jugendliche. Kann die mühsame Arbeit in den Bergen jemanden ändern? Einmal pro Woche, zwischen Baustelle und landwirtschaftlichen Arbeiten, engagieren sie sich für den Wiederaufbau des verlassenen Weilers.
Die Andern sind zwischen 75 und 90 und haben ihre Kindheit hier verbracht, damals noch als Selbstversorger. Im Zeitalter der Staudämme haben sie Ossona verlassen um das 'moderne' Leben kennenzulernen. Heute kommen sie zurück, begutachten, erzählen ...
Was verbindet sie, die Vertreter der alten Bewohner des Tales und die multikulturelle Jugend? Was haben sie sich zu sagen, was können sie einander übermitteln?
Der Film zeigt diesen Austausch - die Ankunft von Kuh- und Geissherden, erstes Zeichen von neuem Leben, das Entstehen von "Übernachten-beim-Bauern'-Unterkünften und einer Herberge -, aber auch all die Probleme finanzieller, administrativer, politischer und ökologischer Art dieses Wiederaufbaus.
Gestern, heute, morgen. Chronik einer Wiedergeburt. Macht der Hoffnung.
 

RegieJacqueline Veuve
DrehbuchJacqueline Veuve
BesetzungLes anciens: René Gaspoz, Jacqueline Moix, Alice Moix, Emile et Clémentine Rossier, Gabrielle Seppey
Les jeunes : Valentin Buchard, Pedro Cardoso, Lloyds Larose-Rodini, Sabrina Renevier, Soufi Saad
KameraPeter Guyer, Steff Bossert
TonLuc Yersin, Laurent Barbey
SchnittLoredana Cristelli
MusikAndré-Daniel Meylan
MitarbeitCollaboration au scénario: Antoine Jaccoud, Nadejda Magnenat
Producteur délégué: Xavier Grin
Directeur de production: François Baumberger
Assitant-réalisateur: Florian Burion
Mixage : Jérôme Cuendet
Dauer85 min.
FormatHDCam, 16:9, Farbe, 25 B/sec
Versionenfrançais; UT deutsch, english subtitles
Festivals/PreiseLocarno 2008
ProduktionPS Productions
Pl de l'Ancien Port 6, CP 840, CH-1800 Vevey/VD
+41 21 922 03 72
ps.productions@bluewin.chwww.ps-productions.ch
WeltrechtePS Productions, Vevey
Verleih SchweizJMH Distribution SA
Verleih internationalFrance: Cinéma Public films, Paris
ErstaufführungFestival Locarno 2008


> Details, Texte, Dokumente (auf französisch)


Pressestimmen


Blick ins agrarische Paradies Im Weiler Ossona im Val d'Hérens VS werden die Felder nach einer 40-jährigen Brache wieder wirtschaftlich genutzt. Die Kino-Ethnographin Jacqueline Veuve begann mit ihren Dreharbeiten zum Zeitpunkt der »landwirtschaftlichen Revitalisierung«. In ihrer Studie beobachtete sie während drei Jahren die Menschen mit ihrem Bezug zur Tradition des Ortes und dessen Veränderung. Entstanden ist ein spannender Austausch zwischen drei Generationen: Die Grosseltern mit ihren Erinnerungen an die »guten alten Zeiten«, Teenager aus einer multikulturellen Jugendkultur mit ihren Erwartungen an die Zukunft und dazwischen die Generation der produktiven Bauern und Projektleiter. Das kleine Paradies ist als Film und als Landstück eine Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Vorstellungen und Lebensentwürfe. Dabei interessiert sich der Dokumentarfilm vor allem für den schnellen Wandel der Landschaft und wie sich damit die Geschichte der Menschen verändert. Jacqueline Veuve engagiert sich wie bereits in früheren Filmen für das Tradieren der Lebensweisen. Kritik an den Erinnerungen der Alten, den Wünschen der Jungen oder an den Grenzen der Machbarkeit bei den Projektverantwortlichen hat in dieser teilnehmenden Beobachtung durchaus Platz. Sie tritt jedoch in den Hintergrund, wenn es um den Blick auf das kleine Paradies geht. Charles Martig, Reformierte Presse 22.5.09


«Un petit coin de paradis» macht allen Mut Der poetische Kinofilm der grossen alten Dame des Westschweizer Dokumentarfilms Jacqueline Veuve macht so wohl Erziehenden wie Zöglingen Mut, kann irgendwie als Gegenbild zum Spielfilm «La classe» verstanden werden. Er erzählt die Geschichte vom zweiten Leben von Ossona, einem kleinen Dorf im Val d'Herens im Wallis, das in den 60er Jahren von seinen Bewohnern verlassen wurde und heute als Agrotourismus-Projekt wieder auferstehen soll, in dem «schwierige» Jugendliche zwischen 14 und 16 eine Hauptrolle spielen. Sie kommen aus Haiti, Marokko und Sitten, leben in einem Don Bosco-Heim für problembelastete Jugendliche und helfen während dreier Jahre beim Wiederaufbau der Häuser und der Infrastruktur, angeleitet von Fachleuten in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und begleitet von wunderbaren Erziehern. Die Jugendlichen leisten eine nützliche Arbeit für die Gemeinschaft und wachsen dabei selbst zu reifen Persönlichkeiten heran. Sie lernen bei diesem Projekt mit sich, den Kameraden und den Dorfbewohnern umgehen. Durch ihren Fähigkeiten angepasste Herausforderungen, sinnstiftende Motivation und selbstverständlich erfahrene Wertschätzung erhalten sie Selbstvertrauen, Interesse an der Umwelt und begegnen auch den alten Menschen auf Augenhöhe. Man merkt es: Die Autorin ist von diesem Projekt begeistert und überträgt dies mit den Mitteln des Films auf die Zuschauerinnen und Zuschauer. Ein kleiner ganz grosser Film. Hanspeter Stalder, Bildung Schweiz, 26.5.09
Ein Paradies mit Zukunft Es sei eine verrückte Idee gewesen, sagt Gemeindepräsident G£RARD MORAND. Die Idee, ein seit 40 Jahren verlassenes Maiensäss wiederzubeleben. Jetzt ist der Traum Realität - und sogar in einem Film verewigt. Ein kleines Paradies, «Un petit coin de paradis» heisst der Film der welschen Regisseurin Jacqueline Veuve, der die unglaubliche Geschichte der Wiederbesiedlung des Maiensässes Ossona im Herzen des Val d'Hérens dokumentiert. «Ich habe mit ehemaligen Bewohnern von Ossona gesprochen, wie sie miterlebten, wie eine verloren geglaubte Weit wieder auferstanden ist», erinnert sich die Regisseurin. Zu verdanken ist das alles dem Gemeindepräsidenten von St. Martin, zu dem das Plateau von Ossona gehört. «Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass hier ein Teil unserer Geschichte, unseres Erbes verlottert und vergessen wird», erklärt Gérard Morand seine Motivation. So hat die Gemeinde die 64 Gebäude, verteilt auf 35 Hektaren Land gekauft. Mit Jugendlichen aus vielen Nationen, mit viel Eigensinn und harter Arbeit sind nun zwei alte Häuser renoviert und ein Hof im Stil der lokalen Architektur neu gebaut worden. «Jetzt haben wir Schlafplätze für 16 Personen, ein Restaurant und einen Bauernhof», freut sich Gérard Morand. Diesen Sommer werden weitere Gebäude saniert, so dass dann Platz für 32 Touristen entsteht. Als Leiter des Bauernhofes und des Restaurants sind Maria Pires und Daniel Beuret nach Ossona gezogen. 22 Kühe, Geissen, Zicklein, Hühner, Schweine und Pferde weiden, springen und trotten seither über die grünen Wiesen. Beobachtet von Gästen, die wahre Natur erleben wollen. «Wer will, kann mithelfen, darf aber auch einfach zuschauen», sagt Daniel Beuret. Agrotourismus sagt man dem heute – ein modernes Wort für die Rückkehr zu den Wurzeln. Konkret bedeutet das: Bei der Fütterung der Tiere helfen, im Gemüsegarten arbeiten, Beeren pflücken, Käse machen. «Und natürlich Wanderungen unternehmen und am Abend auf der Terrasse des Restaurants ausspannen», so Beuret. Der Tourismus sei gut angelaufen, freut sich der Gemeindepräsident und ist stolz, dass die verrückte Idee Realität und ein Erfolg geworden ist. Auch Jacqueline Veuve kehrte am letzten Wochenende nach Ossona zurück. Sie drehte einige Zusatzsequenzen – ein Jahr danach. Sie werden auf der DVD zu finden sein, die im Sommer rauskommt. Schweizer Illustrierte, 15.6.09
Un petit coin de paradis Von Martina Huber Der Weiler Ossona liegt im Val d'Hérens im Kanton Wallis. Das Land in der Gegend wurde bis Mitte der 1960er-Jahre bewirtschaftet, dann fanden die Bauern anderswo ein Auskommen und wanderten ab. Die Felder lagen über 40 Jahre brach und verwaldeten allmählich. Als man in den 1990er-Jahren auf politischer Ebene beschloss, die Region zu einer Entwicklungszone zu erklären und wieder wirtschaftlich zu nutzen. Jaqueline Veuve begann zu filmen, als sich dieses «landwirtschaftliche Revitalisierungsprojekt» gerade vor Ort konkretisierte. Drei Jahre lang beobachtete sie die Menschen, die mit unterschiedlichem Bezug zum Ort an der Veränderung teil hatten. Veuve porträtiert in Un petit coin de paradis drei «Generationen»: Die Grosseltern verbrachten ihre Kindheit und Jugend in Ossana und betonen im Alter die positiven Aspekte der «guten alten Zeit». Sie wohnen noch heute in der Umgebung, eine der Frauen schaut täglich mit dem Fernglas, was sich in ihrem Heimatdorf verändert. Es tut sich einiges: Die Dächer der Häuser und Ställe werden neu gedeckt und zusätzliche Bauten erstellt, es ziehen Leute ein, Tiere weiden auf den Feldern. Bei den Renovationsarbeiten helfen Jugendliche im Rahmen eines sozialen Projekts mit. Die Teenager sind vorwiegend Secondos und fühlen sich einer interkulturellen Jugendkultur zugehörig. Sie arbeiten mit und bekommen dafür Unterricht in lokaler Geschichte und Naturkunde. Die Einheimischen zeigen ihre alten Werkzeuge und berichten aus der vorindustriellen ländlichen Welt ihrer eigenen Jugend. Diese Schilderungen illustriert Veuve mit alten Fotografien und mit Szenen aus historischen Filmen. Die Jugendlichen betrachten die Natur mit anderen Augen und sind stolz auf die geleistete Arbeit, aber bei allem Anstand und höflichem Interesse, zieht es sie hinaus in die Welt. Sie interessieren sich mehr für Mode, Frisuren und Rapmusik als für regionale Traditionen, die nicht ihre eigenen sind. Während die Alten und die Jungen von einer idealen Zeit in der Vergangenheit oder in der Zukunft träumen, bearbeitet die «produktive» Generation die Gegenwart. Die Bauern, Projektleiter und Interessensvertreter aus den umliegenden Gemeinden diskutieren ihre Business-Pläne und berechnen die Wirtschaftlichkeit der projektierten Bauten. Ihre moderne, mechanisierte Arbeit auf dem Hof kontrastiert mit der ländlichen Idylle, die als Bild von Ossana in vielen Köpfen noch vorhanden ist. Das kleine Paradies ist als Film und als Landstück eine Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Vorstellungen und Lebensentwürfe. Die Regisseurin interessiert sich weniger für die geschäftlichen Aspekte, verheimlicht in den wenigen Sequenzen aber nicht die Probleme, die sich bei der Umsetzung des Projekts ergeben. Ebensowenig wie die Tatsache, dass das Leben und die Erziehungsmethoden in den «vieux temps» wohl nicht immer so ideal waren. Jaqueline Veuve differenziert die idealisierte Sicht der Alten, aber sie kritisiert sie nicht. Wie in vielen ihrer früheren Filme legt sie Wert auf die Geschichte des Ortes und der Menschen. Es ist unübersehbar, wie schnell sich die Gesellschaft wandelt und warum es ihr wichtig ist, die Bilder zu sammeln und das Wissen zu tradieren. Jahrbuch CINEMA 2009
Frischluft für schwere Jungs Beim Wiederaufbau eines verlassenen Walliser Bergdorfs treffen schwierige Teenies auf knorrige Bergler. Am schönsten ist es bekanntlich immer da, wo man gerade nicht ist. Jacqueline Veuve, Grande Dame des Westschweizer Dokumentarfilms, illustriert dies am Beispiel des kleinen Walliser Bergdorfs Ossona am Fusse des Grande-Dixence-Staudamms. Während dieser kleine Flecken Land uns heute paradiesisch erscheint, flüchteten in den 1960er-Jahren die letzten Bauern aus dem sterbenden Weiler, selbst wenn sie stattdessen für den Bau der Grande-Dixence elf Stunden pro Tag und sieben Tage die Woche Beton mischen mussten. Immerhin, am Sonntag gab es eine Stunde Pause für den Gottesdienst, und das Essen war gut: Pasta, Pommes und Poulet hatten die Bauernsöhne zum erstem Mal auf dem Teller. Bis einer ihrer Väter eine Französin heiratete, kannte man im Val d’Hérens gar weder Tomaten noch Sonntagsbraten: Fleisch wurde gesotten, und wenn die Hühner keine Eier mehr legten, wurden sie nicht gegessen, sondern verscharrt. Rückblickend sind sich die ehemaligen Einwohner von Ossona jedoch einig, dass die letzten Jahre im Dorf die schönsten ihres Lebens waren. Nun, 50 Jahre später, treffen die Jungen von damals auf die Teenager von heute. Sie, die wegwollten, begegnen jenen, deren Eltern herkamen: aus Portugal, Haiti oder Marokko. Es sind «Problemjugendliche», die in einem Heim in Sitten leben und einen Tag pro Woche beim Wiederaufbau des kleinen Paradieses Hand anlegen. Die eingefallenen Häuser werden für Bauernhoftouristen wieder instand gesetzt und das umliegende Land für eine schonende Bewirtschaftung hergerichtet, denn «les Zurichois aiment ça». Und siehe da: Im städtischen Zuschauer regt sich tatsächlich die Sehnsucht nach einer Auszeit in den Bergen, während sich aus den arrangierten Begegnungen der Generationen mit der Zeit echte Herzlichkeit entwickelt. Die süssen Melodien auf der Tonspur hätte es allerdings nicht unbedingt gebraucht. [Reto Bühler, züri-tipp 13.05.2009]
Der Plan ist ein Agrotourismus-Projekt, welches Naturschutz und Rentabilität verbindet. Der Dokumentarfilm begleitet den Wiederaufbau von 2005 bis 2008 und porträtiert die Beteiligten. Da sind einerseits Jugendliche verschiedener Kulturen vom Jugendprogramm Don Bosco, welche beim Wiederaufbau mithelfen und andererseits die ehemaligen, 75 bis 90 Jahre alten Bewohner des Orts, die damals mit ihren Eltern als Selbstversorger im Tal gelebt haben. Vor der eindrucksvollen Kulisse der Walliser Alpen kommt es zur interessanten Begegnung: Die Jungen versuchen eine Zukunft zu gestalten während die Alten ihren Erinnerungen an die damaligen Zeiten nachhängen. Das Projekt verzeichnet Erfolge, kämpft aber auch mit finanziellen, administrativen und ökologischen Problemen. Unterschiedliche Standpunkte werden miteinbezogen und bereichern das „Paradies“. Stars: Die ehemaligen Bewohner von Ossona und die Jungen, die aufgrund von Problemen im Programm Don Bosco mitmachen, sind die Hauptakteure dieses Films. Regie & Crew: Jacqueline Veuve, die renommierte Schweizer Dokumentarfilmerin, zeigt mit diesem engagierten Film, dass es einige Ecken gibt – und zwar ganz in der Nähe – wo ein zukunftsgerichteter Einsatz stattfindet. Das Interesse der Regisseurin gilt der Erinnerung, dem vom Verschwinden bedrohten Wissen und dem persönlichen Ausdruck der Menschen. Dieser Dokumentarfilm versucht den Kreis der Generationen zu schliessen. Am malerischen Ort Ossona, wo nur noch verfallene Blockhütten und mit Spinnenweben behangene Öfen vom einstigen Leben zeugen, beginnt der Wiederaufbau. Auch wenn die Durchführung des Agrotourismus-Projektes Probleme mit sich bringt, konzentriert sich der Film mehr auf die Geschichte und natürliche Schönheit des Ortes. Wie der Titel schon sagt, finden jung und alt „Un Petit Coin au Paradis“ (ein Stück Paradies). Dass die Zukunft jedoch nicht nur paradiesisch ist, spiegelt sich in den Vergangenheitsberichten der Alten und den Zukunftsgedanken der Jungen wider. Das Projekt setzt sich mit der schwierigen Aufgabe unserer Zeit auseinander: die natürliche Umwelt zu schützen und gleichzeitig eine Ertragsquelle zu pflegen. Diskussionen, inwiefern der Ort Vorzeigeparadies für Touristen oder authentischer Landwirtschaftsbetrieb sein soll, finden eher am Rande statt. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Jungen mit der Arbeit in der Natur und die Geschichten der Alten. Die Frage, wie genau der Ort von nun an belebt wird, bleibt am Schluss weitgehend offen, denn die Jungen zieht es für ihre Ausbildungen zurück in die Städte. Fazit: Ein kulturhistorisch wichtiger Dokumentarfilm mit Blick auf den Wandel der Zeit und auf neue Aufgaben unseres Landes. [Isabel Rohr, www.art-tv.ch]
Zwischen Berg und Tal Ein unaufgeregtes Plädoyer für den nachhaltigen Tourismus und die ökologische Bewirtschaftung der Schweizer Alpenregionen. Ossona ist ein kleiner Weiler im Val d'Hérens, nahe der Grande-Dixence Staumauer. Zu klein und wirtschaftlich zu unerheblich, um die steigenden, materiellen Ansprüchen seiner Bewohner zu erfüllen, wurde das Dorf Mitte der 1960er Jahre verlassen. Die Menschen wanderten in die umliegenden Städte ab, Flora und Fauna eroberten die ehemals bewirtschafteten Felder zurück, die Gegend verwaldete. Bis die zuständige Gemeinde Saint-Martin vierzig Jahre später entschied, die Region für ein nachhaltiges Tourismus-Projekt zu erschliessen und damit auch das baufällige Dörfchen zu rekonstruieren. Jaqueline Veuves Dokumentarfilm begleitete Aufbau und Neubesiedlung Ossonas und damit auch die Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen zwischen 2005 und 2008 dort aufhielten. So trifft Ossonas ehemalige Bevölkerung, unterdessen auf eine Handvoll Greise und Greisinnen geschrumpft, auf eine Gruppe von Secondo-Teenagern, die in einem Programm für verhaltensauffällige Jugendliche beim Wiederaufbau der dörflichen Infrastruktur mithelfen. Es kommt zu regelmässigen, generationenübergreifenden Treffen, man hört sich die Geschichten und Gedanken der anderen mit höflicher Aufmerksamkeit an und wenn die Alten in der Erinnerung ihrer einfachen, aber idyllischen Jugend schwelgen, versuchen die Jungen zögernd ihre Zukunft einzuschätzen. Sie spekulieren über die anstehende Lehrstellensuche, über Reisen, die sie unternehmen und Familien, die sie irgendwann einmal gründen möchten. Neben den sozialen Veränderungen interessiert sich die Westschweizer Filmemacherin aber auch für die Unwägbarkeiten und Zwänge, denen ein solches Projekt ausgesetzt ist. Während immer wieder die üppige Natur der Region in malerischen Bildern gefeiert wird, debattiert der an wirtschaftlichem Profit orientierten Projektleiter mit dem Greenpeace-Aktivisten hitzig über die Prioritäten des Umweltschutzes, streitet sich der neu eingestellte Bio-Bauer mit den Gemeinde-Politikern über seine Autonomie und ihre Business-Pläne. Dies sind nur einige der zahlreichen Gegensatzpaare, welche die renommierte Dokumentarfilmerin Veuve aus ihren Beobachtungen wie beiläufig hervorzuheben versteht. Im Spannungsfeld von Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus und schwindenden regionalen Traditionen bildet sich dank Veuves feinfühliger Beobachtung ein intimes Porträt der Generationen heraus, das vor der pittoresken Kulisse der Waliser Berge auch eine kontemplative und vielschichtige Reflexion über Gegenwart und Zukunft der nachhaltigen Bewirtschaftung der Schweizer Alpen miteinschliesst. [Cindy Hertach, www.cineman.ch] Siehe auch: Presseausschnitte französisch...

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